Bisher fand Dietmar Müller seinen künstlerischen Ausdruck in Lichtkunst-Objekten und Performances.
Jetzt hat er die Seiten gewechselt und sich in der Zanggasse in Mainz einen lang gehegten Wunsch
erfüllt. Er eröffnete am 9. Mai 2003 seine Galerie Z9A.

Nicht jeder Künstler sucht und findet den Weg zum Publikum. „Viele Talente blühen leider nur im
Verborgenen“, weiß Müller, „ich möchte diese jenseits der etablierten Szene tätigen Künstler
vorstellen und damit den Blick auf die aktuelle Kunst im Rhein-Main-Gebiet vervollständigen.“

Zur Eröffnung werden Gemälde von Thomas Richartz ausgestellt. Die großformatigen Acrylbilder
des Mainzer Malers waren bisher nur Eingeweihten bekannt. Beim anfertigen seiner Bilder geht
Richartz an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit. Eine extrem ausgeprägte
Selbstkritik zwingt ihn zu immer neuen Übermalungen von für den Laien „fertigen“ Bildern.

Nicht nur in diesem Sinne wirkt seine Malerei vielschichtig. Seine auf wenige Farben reduzierte
Palette geht auf das Studium der alten Meister zurück. Bei den dargestellten Motiven handelt es
sich häufig um Artefakte aus archaischen Epochen. So fügen sich Speer, Klinge und Haken der
Bronzezeit mit anderen Elementen zu einer „Quelle der Qualen“ zusammen. Hier interpretiert
Richartz das Erwachen des menschlichen Geistes auch als die Geburt von Folter und Zwang.

Dieser ambivalente Blick auf die Natur des Menschen ist typisch für die Arbeiten des Künstlers.
Gleichwohl verweigert er sich dem larmoyanten Kulturpessimismus des Mainstreams:
„Meine Bilder sind immer auch Zeugnis der Schönheit und der Würde des Lebens.“

13. Mai 2003 Rhein-Zeitung, Mainz