Ein Raum mit bewegter Geschichte. Einst eine Bäckerei, dann ein Baghwan Zentrum mit Blick auf
einen Mainzer Hinterhof und ein Stück historischer Stadtmauer. Jetzt hat das Gebäude in der
Zanggasse 9a eine neue Bestimmung: Dietmar Müller wechselte die Seiten und eröffnet
hier die Galerie Z9A.
Der den Wiesbadener Fluxisten nahestehende Lichtkunst-Künstler, dessen Arbeiten zuletzt
im Landtag zu sehen waren, will hier ein Forum bieten für Künstler, die nicht unbedingt
von selbst den Weg zum Publikum finden. Jenseits der etablierten Szene will er in dem
rund 40 Quadratmeter großen Raum vorwiegend Künstler aus dem Rhein Main Gebiet zeigen.
Pro Monat plant Müller eine Ausstellung mit einer Laufzeit von zwei Wochen, will auch
Performances und Lesungen einbetten. Dass er mitunter auch im Sinne einer Produzentengalerie
eigene Werke zeigen wird, schloss der Absolvent des Grafik Design Studiengangs an der
Mainzer Fachhochschule nicht aus.
Den Start macht die neue Galerie mit einem Mainzer Maler: Thomas Richartz.
Richartz hat ebenfalls in Mainz studiert und kommt von der geometrischen Skulptur her.
Vor drei Jahren begann er mit großformatiger Malerei auf Nesselstoff. In vielen
Malschichten entstehen so wandteppichartige Werke. Neben neueren, wieder geometrische
Symbole aufgreifende Arbeiten stehen solche mit klassischen Motiven, dem griechischen oder
römischen Formenkanon entnommen. Sie sind inhaltlich und formal abstrahiert.
Ersteres zeigt sich besonders in „Rausgewunken & Erschossen“. Eine blinde Justizia schlägt
medusengleich mit dem Schwert um sich. Formal verfremdet sind die figurativen Sujets vor
allem durch gerasterte Strukturen. Dabei bleibt die Palette mit hellem Gelb, Schwarz, Weiß
und Violett immer ähnlich. Ein GalerienStart mit eigenwilligen, metaphysischen Werken.
13. Mai 2003 Allgemeine Zeitung, Mainz