Mainzer Maler Walter auf der Springe zeigt Ausstellung „Zwischenwelten“
Man muss nicht Kunst studiert haben, um Kunst zu schaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist der
Mainzer Maler Walter auf der Springe mit seiner Ausstellung „Zwischenwelten“ in der Galerie Z9A.
Seine Bilder befassen sich mit den vielschichtigen Beziehungen von Menschen untereinander oder
zwischen Menschen und ihrer Umwelt.

Etwa bei dem Gemälde „Sehnsucht“: Es zeigt links im Vordergrund, ganz in gedeckten Farben,
einen Mann. Nur der Mantel, eine Art Helm und die Fläche das Gesichts sind zu erkennen. Genauere
Züge sind kaum auszumachen. Aber aus seiner Haltung und den angedeuteten Augen nach unten
gezogenen Mundwinkeln lässt sich erkennen, dass er sehnsüchtig auf die Tänzerin im Hintergrund
schaut. Ihr geschwungener Körper und die Falten ihres Kleides sind hier stärker herausgearbeitet
und farbiger. Anders, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint, zeigt der Maler hier nicht
das Verlangen nach ihrem Körper. Der Mann sehnt sich vielmehr nach der Freiheit, der
Ausgelassenheit, die die Tänzerin in ihrer Bewegung ausstrahlt. Seine geduckte Haltung
und sein Helm lassen hingegen eher auf einen scheuen, verkrampften Menschen schließen.

Generell werden die Figuren und besonders ihre Gesichtszüge bei Walter auf der Springe
nur angedeutet. Manchmal wirken sie etwas flach. Andererseits bleibt so viel Spielraum zur
Interpretation der „Zwischenwelten“.
Den Gemälden gehen keine Skizzen voraus: „Meine Bilder entstehen intuitiv, aus dem Moment heraus“,
erklärt der Maler. „Sie sind Ausdruck meiner momentanen Stimmung, meiner Gedanken und Erinnerungen.“
Die Emotionen versucht er so dezent wie möglich zu zeigen. So entstehen Bilder, die unmittelbar
auf den Betrachter wirken, ohne plakativ zu sein. Farben und Formen setzt der Maler so harmonisch
und ausdrucksstark ein, dass man nicht vermuten würde, dass er erst seit sieben Jahren malt und
sich die Malerei selbst beigebracht hat.
Der Vater von drei Kindern ist eigentlich Elektroniker. Er hat schon immer kreativ gearbeitet:
Für sich hat er Abstraktionen mit Fotografien und Collagen gestaltet. Dies ist seine erste
öffentliche Ausstellung von Gemälden.

Barbara Kleine,   17. Februar 2004    Rhein-Zeitung, Mainz