Sollte Mainz so etwas wie eine Underground Kunstszene haben, dann findet man diese am
ehesten in der Zanggasse 9a. Etwas versteckt gibt es hier seit Mai die gleichnamige
Galerie von Dietmar Müller. Am Wochenende lud der Galerist und Künstler zu einer
Jahresabschlussausstellung.
In seinem ehemaligen Arbeitsraum dann staunt man, was es jenseits der „etablierten“
Einrichtungen eben so zu bestaunen gibt. Eine kalkweiße gekreuzigte Barbie hängt trüben
Gesichtsausdruckes an der Wand, eine „Flaschengarderobe“ verwahrt Wasserflaschen,
abstrakte Farbenräusche auf Polaroids. Auch eine „beschädigte Frachtpost“ ist dabei
auf einer Collage auf Amerika von Hans Jörg Tauchert wurde das schützende Glas zerdeppert.
Trotz zahlreicher „Fragile“ Aufklebern auf dem Paket. Außerdem Dias, Acryl, Drucke,
Schnipsel; zusammengetragen hat Müller das aus mehreren Städten, zum Teil aus England
und Transsilvanien, und von 22 Künstlern, zum Teil aus Mainz: „Ich kenne die Künstler
zum Teil von meiner eigenen Kunst.“
Der Wunsch nach Unabhängigkeit: „Ich wollte eine Galerie ohne Gelder, ohne Subventionen,
ohne Sponsoren!“ Aber darum gehe es gar nicht in erster Linie, sondern um „die Kunst,
Plätze, Möglichkeiten“. Mainz sei aber hinsichtlich seiner Kulturpolitik auch nicht besser
oder schlechter als andere Städte.

Dr. Treznok, Lyriktherapeut und „freischaffender Beamter des Flaschenpostamtes“ unterstützte
Müller bei der Vernissage: er brachte das „mobile Flaschenpostamt“ mit und lud die Besucher
ein, einen Brief zu verschicken. Um Mitternacht wollte Treznok die geflaschten Botschaften
dann dem Rhein übergeben. Viele machten mit, erfreuliche Resonanz für die Ausstellung,
die „sich gewaschen hat“ (Müller).
Eine Besucherin: „Ich finde, dass die Z9A einen spannenden Kontrast zum übrigen
Kunstleben in Mainz beiträgt.“

16. Dezember 2003    Allgemeine Zeitung, Mainz