Sinnfreie Anti-Kunst: Alberne Ausstellung der „Ultimate Academie“
Der echte Künstler schweigt und überlässt anderen das Interpretieren: Andy Warhol hat das
getan, und auch Marcel Duchamp kultivierte die schweigende Distanz. Die Künstler der
Kölner Gruppe „Ultimate Academie“ sagen ebenfalls nichts.
Zum Eröffnungsabend der Ausstellung „Das pochende Herz“ präsentierten sie absurde Performances,
dadaistische Objekte hingen an der Wand, und Malerei im Postkartenformat gab es auch zu sehen.
Aktuelle Kunst hat sich die Z9A-Galerie auf die Fahnen geschrieben – im Mai eröffnete sie in
Mainz und möchte seitdem diesem Konzept gerecht werden. Mit der jetzigen Ausstellung schwelgt
sie jedoch eher in der Vergangenheit und lässt 30 Jahre alte Fluxuskunst wieder aufleben.
„Vor fünf Jahren hätte uns die Öffentlichkeit noch nicht verstanden. Deshalb haben wir mit
der Ausstellung unserer extrem unkonventionellen Kunst noch etwas gewartet“, meint der Künstler
Heinz Bleser. In seiner Performance, die er zusammen mit der Künstlerin Paula zum Besten gibt,
häufen sich auf dem Boden kochende Kaffeemaschinen inmitten von Wodkaflaschen und Kaffeefiltern.
Auf Kochplatten wird undefinierbarer Brei zubereitet, und Paula schaufelt Sand aus Zementsäcken
in eine ausrangierte Kaffeemaschine. Der Kontext zum Ausstellungstitel wird durch permanentes
Herzklopfen vom Tonband hergestellt.
„Ein Konzept gibt es nicht. Eigentlich lässt sich zu unserer Kunst auch gar nichts sagen“, erklärt
Bleser den gedanklichen Hintergrund des Arrangements. Sich auf das Anti-Kunst-Konzept der
Fluxus-Bewegung zu berufen, macht sich gut. So lässt sich mit sinnfreien Inszenierungstechniken
experimentieren, ohne den Status des Künstlers einbüßen zu müssen. Allerdings drängt sich hier die
Frage auf, welchen Sinn eine Wiederholung Jahrzehnte alter Kunstgeschichte heute noch macht.

Auch die folgenden Performances zeigen in dem kleinen, maßlos überfüllten Galerieraum
statt zeitgenössischer Umsetzung der Fluxus-Kunst beinahe plagiathafte Annäherungen an die
mittlerweile zur Tradition gewordene Strömung. Holunda und Gottlieb Schlächt bewegen sich mit
ihrer Darstellung „unglaublich/signal kommt“ nah an der Grenze zur Albernheit. Zu Triangel-Tönen
werden hier Zuschauerfüße massiert und zusammenhanglose Schreie ausgestoßen. Sinn und Zweck
der ganzen Sache soll die Auslotung positiver Energiefelder im Raum sein.

Selbst die Titelauswahl vom „pochenden Herzen“ schlägt keine sinnvolle Brücke zwischen den
einzelnen Inszenierungen. Erklären kann den Titel eigentlich niemand, und die Kunstwerke an
der Wand bleiben ebenfalls anonym. Bei so viel Schweigen bietet sich nur noch die Möglichkeit,
die ausgestellte Kunst als allzu offensichtliche Nachahmung einer längst vergangenen Zeit anzusehen.
Bleibt zu hoffen, dass die nächste Ausstellung mehr zu bieten hat.

Anne Mareile Moschinski, 7. Oktober 2003 Rhein-Zeitung, Mainz