Wohlwollend betrachtet, beginnt ein Besuch in der Galerie Z9A (Zanggasse 9a) wie ein
konspiratives Treffen. Vorbei an verhängten Sperrmüllablagerungen, steigt der Kunstfreund
über die steile Holztreppe im Hinterhaus. Man hat sich also aufgemacht, die Ausstellung
„Polaroid-Manipulationen“ der Fotografen Michael Rippl, Bernd Weber und HO Turner anzuschauen.
Schließlich gelingt es, in dem recht kleinen Raum im Vernissagen-Gedränge einige Blicke auf die
Exponate zu werfen. Ungerahmt sind sie an die Wand gepinnt. Unprätentiös, alternativ gibt man
sich hier. Da das Fotografieren mit der Polaroidkammera per se wenig Variationsmöglichkeiten
bietet, waren die Drei auf Manipulationen während oder nach der zwei-minütigen Entwicklungszeit angewiesen.

Michael Rippls Verfremdungen scheinen besonders malerisch. Sie können pastös, flächig, farbig sein,
aber auch die Oberfläche des Bildes aufritzen und dadurch teilweise regelrecht netzartig
strukturieren. Seine großen Reihungen der kleinformatigen Polaroids verdeutlichen am
offensichtlichsten den experimentellen Charakter dieser Fotoschau.

Bernd Webers Serien fallen durch das Vorschalten unterschiedlicher Farbfilter und Raster auf.
Die Motive sind erkennbarer als bei Rippl. Da Weber mit manuell belichteten Filmen arbeitet,
die er anschließend serienweise der entsprechend vorbereiteten Polaroidkamera „in das gefräßige Maul“
wirft, entstehen seine vielschichtige Pola-Grafiken.

HO Turners Polaroids zeigen eine subjektive Welt des Lichts. Ahnlich wie bei Rippl verändert
er die Fotos durch „Verletzungen“ der Entwicklungspaste während des Trockenvorgangs.
Die zugrunde liegenden Motive sind Überlagerungen von Dias und Super-8-Filmen.

13. September 2003 Allgemeine Zeitung, Mainz